Schon im April erschien die erste Ausgabe des Stühlinger Magazins 2023 und macht damit den Anfang für das Jubiläumsjahr: Seit 40Jahren gibt es nun schon das Stühlinger Magazin. Was 1983 auf 12 Seiten mit dem Charme einer Schülerzeitung und mit handschriftlichen Werbeanzeigen begann, wurde schonbald zu einer professioneller gestalteten und gern gelesenen Stadtteilzeitung — damals wie heute entsteht jedoch jede Ausgabe durch das ehrenamtliche Engagement vieler Beteiligter.
Das Jubiläum ist Teil des Titelthemas der Ausgabe: Journalismus im und aus dem Stühlinger. Zum Auftakt des Jubiläumjahres wird ein Blick auf die ersten zehn Jahre des Stühlinger Magazins geworfen, ein Blick zurück zurFriedensbewegung der 80er, Debatten um Verkehr und dem Erhalt von bezahlbarem Wohnraum im Stadtteil — ein Dauerbrenner bis heute. Für diesen Rückblick erhöhen wir die Seitenzahl auf 72 Seiten, anstatt der sonst üblichen 64 Seiten.
Um Journalismus geht es auch beim Bericht aus dem Reporterbüro Süd in der Klarastraße, von wo aus drei junge Reporter Texte für namhafte deutsche Zeitung und Magazinen schreiben.
Das neue Stühlinger Magazin 4–2022 ist erschienen! Die kommenden Tage wird es an alle Haushalte im Stühlinger verteilt.
Themen dieser Ausgabe sind unter anderem:
Titelgeschichte: Jugendberatung - der Jugendberatung e.V. ist breit differenzierter Betrieb
Tarifverhandlungen Uniklinika — Ohne deutliche Annäherung gibt es Streik
Für viele ist er mittwochs und samstags nicht mehr wegzudenken: der Stühlinger Bauernmarkt! Und doch ist es fast unglaublich, dass es diese Stadtteil-Institution bereits seit 30 Jahren gibt. Ende September feierte der Markt sein Jubiläum. Für uns der beste Grund, dem Markt die Titelgeschichte in dieser Ausgabe zu widmen. Das Stühlinger MAGAZIN hat in den letzten 30 Jahren immer wieder über den Stühlinger Bauernmarkt berichtet, natürlich auch deswegen, weil seine Gründung damals auf die Initiative der Stühlinger-SPD zustande kam. Daneben halten wir in dieser Ausgabe eine vielfältige Mischung aus unterschiedlichen Themen bereit. Unter anderem geht es um die Wärmeversorgung im Stühlinger und das Thema Friedenspolitik.
Wärmeversorgung im Stühlinger Der Stühlinger erhält ein Wärmenetz
Markus Rotzinger zur Wärmeversorgung
Markus Platzer zur Energiekrise bei den Bäckern
Fashion-Sharing-Konzept im Stühlinger Die KLEIDEREI
Das neue Stühlinger Magazin 1–2022 ist erschienen! Die kommenden Tage wird es an alle Haushalte im Stühlinger verteilt.
Themen dieser Ausgabe sind unter anderem:
Titelgeschichte: Cornern im Eschholzpark — Der Eschholzpark als Kompromiss zwischen Anwohnern und Nachtschwärmer*innen
Nahversorgung im Stühlinger — Bassir Formoly eröffnet seinen zweiten Nachbarschaftsmarkt im Stühlinger
Missbrauch von Kindern — „Gewaltfreies Aufwachsen muss das Ziel sein“
Soforthilfen vom Land! Wer nicht bei einer Kammer ist, kann die Anträge direkt beim Ministerium abrufen.
Die Bundessregierung hat einen großen Rettungsschirm aufgespannt. Zunächst wird durch die Erweiterung des Kurzarbeitergeldes (3 Lesungen und Beschluss des Bundestages sowie des Bundesrates in einem Tag), sichergestellt, dass nach Möglichkeit so viel Arbeitsplätze wie möglich erhalten werden können. Das war auch bei der Finanzkrise vor über zehn Jahren ein wichtiges Instrument, sodass damals so gut wie keine Arbeitsplätze wegen der Finanzkrise abgebaut werden mussten.
Beim Akquirieren der Anzeigen bekommen wir im Gespräch die Sorgen und Nöte der für den Stühlinger so wichtigen Kleinbetriebe mit. Bei der Coronakrise hat die Bundesregierung auch die Existenz dieser Kleinbetriebe im Fokus. Im Gegensatz zur Finanzkrise ist klar, dass auch den kleinen Betrieben geholfen werden muss. Hier geht es zunächst auch um Arbeitsplätze, aus unserer Sicht aber auch um Lebensqualität. Die Bundesregierung hat Maßnahmen beschlossen, die nun auch in den Ländern kurzfristig umgesetzt werden.
Der Landtag von Baden-Württemberg hat daher den Weg freigemacht für ein massives Hilfsprogramm, das den jetzt schon katastrophalen Auswirkungen der #Coronakrise Rechnung trägt. Nun können die Gelder fließen!
Ziemlich genau drei Monate ist es nun her, dass im Stühlinger der neue Spätverkauf “Bis Späti” im ehemaligen Joseph-Stüble aufgemacht hat. Seither erhitzt das Thema die Gemüter in der Stadt und vor allem hier im Stadtteil.
Steve Wolff-Vorbeck vom Stühlinger Magazin begleitet eine Nachtschicht im ¨Bis Späti¨
Anwohner*innen, die nachts ihre wohlverdiente Ruhe haben wollen auf der einen, und meist junge Nachtschwärmer*innen, die nach nächtlichen Freiräumen suchen, die es in Freiburg leider viel zu wenig gibt, auf der anderen Seite. Dieser besagte Freiraum wurde in den letzten Wochen und Monaten am knapp hundert Meter entfernten Lederle-Platz gefunden. In heißen Sommernächten hielten sich dort teils an die 100 Menschen auf — die Situation der Anwohner*innen wurde unerträglich, die Stadt schaltete sich ein. Seither wird der Platz am Wochenende teils mehrfach vom Ordnungsamt geräumt.
Eine solche Situation verlangt nach Kompromissen und Konzepten und für mich ist klar: es braucht hier Lösungen. Lösungen, die einerseits die Situation der Anwohner*innen und Gastronom*innen am Lederle-Platz verbessert, andererseits aber neue attraktive Freiräume im Stühlinger schafft, um gerade jungen Menschen ein Nachtleben zu ermöglichen.
In der letzten Zeit sind dies bezüglich einige Lösungvorschläge aufgetaucht. Ein paar davon bin ich als Begleiter in einer Nachtschicht des “Bis Späti” auf den Grund gegangen. An dieser Stelle möchte ich betonen, dass die folgenden Erzählungen als Erfahrung nicht frei von Subjektivität sind.
22:00 Uhr: Die Schicht beginnt. Es soll eine lange Nacht werden, denn Ladenschluss ist um vier. Draußen wartet bereits Stefan, Teil des Kollektivs, das den Laden demokratisch führt, auf mich. Er hält einen Besen in der Hand und fegt den Bereich rund um den Eingang. Die erste Handlung nach 22:00 Uhr, denn dadurch kommt man auch mit den Menschen vor dem Laden ins Gespräch. Die Hinweise nach 22 Uhr die umliegenden Parks aufzusuchen, die wir den Menschen geben, fruchten. Der Bereich an der Ecke Eschholzstraße/ Egonstraße leert sich.
Drinnen erklärt mir Stefan den üblichen abendlichen Ablauf. Immer wieder werden wir unterbrochen, da doch einige bekannte Gesichter auf den Couches sitzen. Ein kleines “Hallo” hier, ein kurzes Gespräch, das Enttäuschung über die Beschlüsse des Klimakabinetts ausdrückt, da. Frage ich nach der Situation der Freiräume, so mischen sich Skepsis und Wohlwollen. “Der Eschholzpark wäre eine gute Alternative. Kaum Anwohner und so weit ist das ja echt nicht, aber halt keine Toiletten”, sagt mir ein Gast. “Genau das könnte man ändern, vielleicht auch gleich mit einer Außenbewirtung”, erwidere ich. Der Vorschlag kommt gut an, klingt aber auch nach hohen bürokratischen Hürden.
23:00 Uhr: Ab elf Uhr sitze ich an der Kasse. Der Andrang ist jetzt am größten und ich brauche ein wenig um etwas Routine beim Abkassieren zu bekommen. Währenddessen erfahre ich, dass der Lederleplatz bereits geräumt wurde. Drei Gruppen hielten sich da wohl auf. Probleme gab es heute wohl keine. Als sich der Andrang etwas gelegt hat, ist wieder etwas Zeit für Gespräche. Doch vorher müssen die Kühlschränke aufgefüllt werden. Plötzlich ertönt Spaghetti Carbonara von Spliff aus den Boxen. Von hinten hört man einen Gast rufen: “Sau cooles Lied, das haben wir auf Klassenfahrt immer gehört.” Allgemein ist die Stimmung sehr angenehm. Alt und Jung kommen an diesem Abend zusammen, einige sitzen bereits seit über einer Stunde auf den Sofas und spielen Karten. Immer wieder folgen Gespräche auch mit vertrauten Gesichtern.
Mehr Außenbestuhlung wünschen sich eigentlich alle, mit denen ich rede. Draußen sitzen bis zu einer späten Uhrzeit in den Kneipen des Stadtteils in lauen Sommernächten. Da gibt es viel zu wenig Möglichkeiten, ist der einstimmige Tenor. “Man könnte doch 1–2 Parkplätze nutzen, wo Quartier und Egon bewirten dürfen. Kann die Stadt da nichts machen?”, kommt als Vorschlag auf.
Der Lederle-Platz gegen halb eins ist verhältnismäßig ruhig
Unser Stadtteil ist geprägt von seinem urbanen Leben und da gehört Außenbewirtung einfach dazu. Und die gibt es, finde ich, zu wenig. Wenn ich nach einem langen Arbeitstag noch ein gepflegtes Pils trinken möchte, ist draußen meist kein Platz mehr. Die Hürden der Verwaltungsgerichte sind dabei allerdings immer wieder äußerst hoch und deutschlandweit werden Fußweg-querende Außenbewirtungen in der Regel nur in Fußgängerzonen genehmigt.
00:30 Uhr: Gegen halb eins begebe ich mich kurz zum Lederle-Platz, um mir ein Bild zu machen. Es ist ruhig. Zwei Gruppen sitzen wieder auf dem Platz und unterhalten sich leise. Es ist kein Vergleich zu einigen Nächten diesen Sommer, in denen der Platz überfüllt war. Die Form des Platzes, wie ein Auditorium, trug ihren Teil dazu bei und ein paar Nachtschwärmer*innen hatten sich auch wirklich daneben benommen. Da hatte ich wirklich großes Verständnis für die Anwohner*innen. Respektvoller Umgang ist hier das A und O und nur so können wir Kompromisse und Lösungen finden. Ein Lösungsansatz ist es hier in die Parks zu gehen, wobei vor allem am Kirchplatz auch auf die dortigen Anwohner*innen Rücksicht genommen werden muss. Da sehe ich persönlich die Vorteile auf der Seite des Eschholzparkes, an dem es kaum Anwohner gibt. Allerdings ist eine Aufwertung des Stühlinger Kirchplatzes aus anderen Gründen unheimlich wichtig. Da liegt auch eine Chance, den Andrang am Lederle-Platz zu nutzen, um den Kirchplatz mit urbanem Leben zu füllen. Dabei muss aber wie oben bereits erwähnt auch die Situation der Anwohner am Kirchplatz berücksichtigt werden.
02:00 Uhr: Die Nacht im Späti verläuft heute relativ ruhig. “Der Andrang normalisiert sich in den letzten Wochen. Die Situation rund um den Laden entspannt sich zunehmend. Aber klar, das liegt auch am Ende des Sommers,” sagt Stefan. “Wie wollt ihr die nächsten Monate gestalten und vor allem die Zeit im Winter?” frage ich. „Der Späti sollte ja von Anfang an ein Ort des sozialen Miteinanders sein. Wir freuen uns jetzt darauf, mehr Zeit und Kapazität für verschiedenste Projekte zu haben. Im Oktober/November startet dann zum Beispiel endlich unser wöchentlicher Mittagstisch auf Spendenbasis, jeden Mittwoch. Außerdem soll es ein wöchentliches Nähcafé geben, wo man zum Beispiel seine Hose flicken oder einen Tabakbeutel nähen kann, und es gibt noch viele weitere Ideen.“
04:00 Uhr: Um vier Uhr ist endlich Schluss. Die letzten Gäste haben den Laden verlassen. Die anderen beiden sind sich einig, das war eine der entspannteren Nachtschichten. Ich dagegen muss ganz schön durchpusten. Jetzt noch Kühlschränke auffüllen, Kisten aus dem Keller holen, wischen. Das Klo zu putzen nimmt man mir glücklicherweise ab. Um viertel vor fünf steige ich auf mein Fahrrad und fahre nach Hause — trotz entspannter Schicht hundemüde.
Steve Wolff-Vorbeck (Stühlinger Magazin) und Stefan vom ¨Bis Späti¨ Kollektiv
Damit sei dieser kleine Selbstversuch beendet. Die mitgenommenen Eindrücke sind super, der “Bis Späti” hat mir heute seinen sozialen Charakter als Begnungsort und Freiraum deutlich gemacht. Das ist etwas, was unser Stadtteil braucht. Und ich bin auch überzeugt, dass wir mit Kompromissbereitschaft Lösungen finden können. Die drei naheliegendsten Möglichkeiten sind meiner Meinung die oben beschriebenen, d.h. die Umgestaltung des Kirchplatzes, die Urbanisierung des Eschholzparkes sowie eine Ausweitung der Außenbestuhlung im Stadtteil.
Die Stadt muss jetzt handeln und Freiräume im Stühlinger schaffen, denn der nächste Sommer kommt bestimmt. Und wir wissen ja, die heißen Sommernächte werden in Zukunft länger und häufiger werden.
Steve Wolff-Vorbeck vom Stühlinger Magazin begleitet eine Nachtschicht im ¨Bis Späti¨
Ziemlich genau drei Monate ist es nun her, dass im Stühlinger der neue Spätverkauf “Bis Späti” im ehemaligen Joseph-Stüble aufgemacht hat. Seither erhitzt das Thema die Gemüter in der Stadt und vor allem hier im Stadtteil.
Anwohner*innen, die nachts ihre wohlverdiente Ruhe haben wollen auf der einen, und meist junge Nachtschwärmer*innen, die nach nächtlichen Freiräumen suchen, die es in Freiburg leider viel zu wenig gibt, auf der anderen Seite. Dieser besagte Freiraum wurde in den letzten Wochen und Monaten am knapp hundert Meter entfernten Lederle-Platz gefunden. In heißen Sommernächten hielten sich dort teils an die 100 Menschen auf — die Situation der Anwohner*innen wurde unerträglich, die Stadt schaltete sich ein. Seither wird der Platz am Wochenende teils mehrfach vom Ordnungsamt geräumt.
Eine solche Situation verlangt nach Kompromissen und Konzepten und für mich ist klar: es braucht hier Lösungen. Lösungen, die einerseits die Situation der Anwohner*innen und Gastronom*innen am Lederle-Platz verbessert, andererseits aber neue attraktive Freiräume im Stühlinger schafft, um gerade jungen Menschen ein Nachtleben zu ermöglichen.
In der letzten Zeit sind dies bezüglich einige Lösungvorschläge aufgetaucht. weiterlesen
Wahrscheinlich haben Sie sich auch schon über Müll auf den Straßen aufgeregt, über hohe Müllgebühren oder fehlende Mülleimer. Doch ist die Aufregung gerechtfertigt, was sind die Gründe für den Müll auf Straßen und wie funktioniert die Müllabfuhr eigentlich? Um diese Fragen zu beantworten hat das Stühlinger Magazin recherchiert und sich mit Herrn Broglin, dem Geschäftsführer der Abfallwirtschaft und Stadtreinigung Freiburg (ASF) getroffen. Die ASF wurde 2000 gegründet und übernahm die Aufgaben der städtischen Müllabfuhr und Stadtreinigung. 53 % der ASF gehören der Stadt, der Rest dem Unternehmen Remondis. Die ASF arbeitet eigenwirtschaftlich, das heißt, jeder kann bei ihr einen Service einkaufen, nicht nur die Stadt. So holt die ASF auch Speisereste von Restaurants ab oder leert Altkleidercontainer im Auftrag von Vereinen. Die Aufstellung und Leerung der öffentlichen Mülleimer erfolgt als Auftrag der Stadt. Als der Oberbürgermeister am Seepark Mülleimer aufstellen ließ, hat die Stadt diese Dienstleistung bei der ASF eingekauft. Alle Tätigkeiten der Reinigung muss die Stadt aus ihrem Haushalt bezahlen und kann sie bei Unternehmen wie der ASF einkaufen. Wie viele und welche Mülleimer es gibt und wie oft welche Straße gefegt wird, liegt damit in der Hand des Gemeinderats, der den städtischen Haushalt beschließt.
Für die Straßenreinigung gibt es einen Reinigungsplan, der vom Garten- und Tiefbauamt erarbeitet wird. Je nach Lage einer Straße wird sie mehrmals täglich oder einmal monatlich gereinigt. Die Häufigkeit variiert zudem je nach Jahreszeit, Veranstaltungen und Baustellen. Bei der Reinigung von öffentlichen Flächen übernimmt teils das Gebäudemanagement Freiburg (GMF,) teils die ASF die Reinigung. Abb.1 zeigt den Reinigungsplan für den Stühlinger Kirchplatz. Man sieht, dass der Teil an der Schule von der GMF, der Rest von der ASF gereinigt wird. Der gepflasterte Bereich rings um die Kirchenmauer wird hingegen von der Kirchgemeinde gereinigt. Es gibt also 3 verschiedene Reinigungsgesellschaften für den Platz. Der Wind trägt weggeworfenen Müll jedoch in alle Bereiche, so dass es sinnvoll wäre, wenn die Stadt den kompletten Platz entweder der GMF oder der ASFüberträgt und die Kirchgemeinde die Reinigung auch bei dieser Gesellschaft beauftragt. So könnte effektiver gereinigt werden. An vielen Stellen hat die Stadt die Mülleimer durch Edelstahlbehälter ersetzen lassen. Diese sind robust, halten auch einen Brand durch Zigaretten aus und sind speziell beschichtet, um sie von Graffiti und Aufklebern reinigen zu können. Ein Stahlbehälter kostet ca. 7 Mal so viel wie einer der orangenen Mülleimer, die an den Bushaltestellen hängen. Die Erfahrung ist, dass die orangenen Behälter zu oft zerstört werden, besonders in der Innenstadt im Sommer. Insofern rechnen sich die neuen Behälter und vor allem fliegt kein Müll mehr aus zerstörten Behältern durch die Straßen.
Abb.2: Herr Broglin, Geschäftsführer der ASF
Während die Stadt alle Kosten der Reinigung trägt, werden mit den Müllgebühren die Kosten für die Müllabfuhr finanziert. Im bundesweiten Vergleich der Müllgebühren lag Freiburg 2016 im Mittelfeld, ca. 9% über dem Schnitt aller Großstädte. Insofern kann man nicht sagen, dass die FreiburgerInnen besonders belastet sind. Die Müllabfuhr erledigt stadtweit die ASF, dazu gehört auch der Sperrmüll. Die Müllgebühren sind auch deswegen über dem Bundesschnitt, da jeder Haushalt im Jahr 4 m³ Sperrmüll kostenfrei abholen lassen kann. In Würzburg z.B. muss man hingegen seinen Sperrmüll selbst zum Wertstoffhof bringen oder 5 €/m³ zahlen. In Freiburg genügt es, eine der Postkarten an die ASF zu schicken, die man jedes Jahr mit dem Müllkalender erhält. Obwohl das ein verschwindend geringer Aufwand ist, stellen immer mehr Leute ihren Sperrmüll auf die Straße, oft mit einem Zettel „zu verschenken“. Doch wer möchte Müll geschenkt haben? Selbst wenn ein paar Gegenstände tatsächlich von Passanten mitgenommen werden, so lädt ein Müllhaufen dazu ein, seinen Müll mit dazu zu werfen. Die Konsequenz sind immer mehr Müllhaufen in den Straßen und der Herbstwind trägt ihn in die Vorgärten. Das ist ein stadtweites Problem und betrifft die Wiehre genauso wie den Stühlinger. Jedes Sperrmüllfahrzeug der ASF ist mit mehreren Leuten besetzt. Damit diese effektiv fahren, wird gemäß den Müllpostkarten eine Route entworfen. Wilde Müllhaufen erfordern neue Routen und da die Menge nicht klar ist, ist es zudem schwer abzuschätzen, wie lange man dafür braucht. Wilde Müllhaufen können daher erst nach einigen Tagen beräumt werden. Die Mehrkosten dafür müssen alle FreiburgerInnen tragen, denn Überstunden müssen selbstverständlich bezahlt werden. So hat die Beseitigung des Müllhaufens in der Ferdinand-Weiß-Str., über den auch die BZ berichtet hatte, 2500 € gekostet. Je mehr es solche Müllhaufen gibt, umso mehr müssen die Müllgebühren erhöht werden. Das muss sich jeder klar machen, der etwas „verschenken“ möchte oder der seinen Müll dazu stellt. Wer beim Rausstellen erwischt wird, bekommt ein Ordnungswidrigkeitsverfahren und eine Rechnung der Beseitigung des Mülls.
Vom Sperrmüll abgesehen, sind wir Freiburger auf den ersten Blick vorbildlich. Wir produzierten 2016 pro Kopf 381 kg Haushaltsmüll, das sind 21 % weniger als der Bundesschnitt. Rechnet man den Elektroschrott dazu, produziert jeder Deutsche jedoch 40 % mehr Müll als z.B. ein Spanier. Europaweit Spitze sind wir hingegen mit einer Recyclingquote von 66 % und nur 1 % des Hausmülls landet auf einer Deponie. Doch ist Recycling in jedem Fall gut und was passiert genau mit unserem Müll?
Müll wird getrennt gesammelt, da er auch getrennt behandelt wird.
Müll aus den kostenpflichtigen Tonnen wird in der Müllverbrennungsanlage TREA in Eschbach verbrannt. Die dadurch entstehende Schlacke wird nebenan von der Schlackeverwertung Breisgau zu Baustoffen weiterverarbeitet und z.B. als Unterbau für Straßenbelag und zur Endabdeckung der geschlossenen Deponie Eichelbuck eingesetzt. Schlackereste, die nicht weiter verwendet werden können, werden in Deponien der umliegenden Landkreise eingelagert.
Bauschutt wird von der ASFstofflich und im Volumen nur begrenzt angenommen. Je nach Typ des Schutts fallen dafür gesonderte Kostenan. Die ASF übergibt den Schutt an darauf spezialisierte Entsorgungsfirmen Firmen wie z.B. die FEBA. Sonderabfälle wie Asbest oder Mineralfasern werden auf der Deponie Kahlenbergin Ringsheim endgelagert. Wer eine Baustelle hat, muss eine Recyclingfirma beauftragen und sich vorher informieren, wie er den Schutt vorsortieren muss, damit er zur Abholung akzeptiert wird.
Papier wird auf dem Gelände der Remondis an der Liebigstraße umgeschlagen und dann meist nach Gernsbach aber auch deutschlandweit an Papierwerke verkauft. Recyclingpapier besteht aus bis zu 85 % Altpapier. Papier kann so fast komplett recycelt werden. Daher ist der Kauf von Recycling-(Toiletten)Papier gut für die Umwelt.
Glas wird nach Farben getrennt gesammelt, da es wieder Sortenrein für neue Gefäße gegossen wird. Nach der Sammlung wird es ebenfalls von Remondis umgeschlagen. Weiß- und Grünglas wird an eine Glashütte in Achern geliefert, Braunglas an eine Glashütte in Bad Wurzach. Das sind erhebliche Transportwege von bis zu 200 km. Glas ist schwer, nicht selten schwerer als der Inhalt. Die langen Transportwege führen daher zu einen hohen Ausstoß von CO2. Außerdem muss man Glas zum Schmelzen auf über 1200 °C erhitzen. Der Umwelt hilft es daher enorm, wenn man Leitungswasser trinkt (evtl. Kohlensäure zugibt), das zudem besser kontrolliert wird als jedes Lebensmittel. Bei Getränken hat die Kunststoffflasche aufgrund ihres geringeren Gewichts meist die bessere Ökobilanz und Flaschen namhafter Hersteller sind innen schon seit Längerem mit einer hauchdünnen Schicht Glas versehen, so dass man auch geschmacklich dasselbe Ergebnis hat, wie wenn man aus einer Glasflasche trinkt. Mehrweg ist natürlich auch bei Kunststoff die umweltfreundlichste Lösung.
Textilien werden in Altkleidercontainern, meist von gemeinnützigen Vereinen gesammelt. Die meisten Vereine haben einen Vertrag mit der ASF, die die Container betreut und bei jeder Leerung den Inhalt wiegt. Pro Tonne Altkleider zahlen Verwerter aktuell um die 300 €. Vom Erlös geht ein vertraglich festgelegter Betrag an die Vereine. Die ASF sortiert manuell alles aus, was kein Textil ist. Danach übernehmen andere Firmen. Diese sortieren gut erhaltene Stücke aus und verkaufen sie weltweit im Second-Hand-Markt. Nicht verkaufbare Kleidung wird ebenfalls weltweit weiter verarbeitet. Typisch sind Fasern für die Dämmung von Autokarossen oder für Putzlappen. Was auch dafür nicht verwendet werden kann, kann verbrannt oder deponiert werden. Da die Verwerter Geld für die Altkleider bezahlt haben, sind sie nicht daran interessiert, Geld fürs Verbrennen oder Deponieren auszugeben und so sind unsere Altkleider auch oft Teil der Müllberge anderer Länder. Besonders Schuhe lassen sich nur schwer recyceln, da Sohlen aus Gummi mit anderen Kunststoffen und Leder verklebt sind. Jeder Deutsche wirft jedoch 5 paar Schuhe im Jahr weg. Insofern ist es sinnvoll, nicht mehr tragbare Schuhe in die Restmülltonne zu geben, weil sie dann nicht ins Ausland gelangen. Was nicht mehr tragbar heißt, ist in dieser Broschüre anhand von Fotos erläutert.
Biomüll wird in die Remondis-Tochterfirma Reterra an der Tullastraße geliefert. Dort werden zuerst Metalle und bestmöglich Kunststoffe aussortiert. DerMüll kommt dann für ca. 1 Monat zusammen mit Wasser in einen Gärbehälter. Das entstehende Biogas wird gesammelt und in Blockheizkraftwerken vor Ort und in Landwasser verbrannt. Die gegärte Masse wird entwässert. Die so erhaltene Flüssigkeit wird als Flüssigdünger an Landwirte verkauft. Die festen Reste werden getrocknet und dann gesiebt. Die groben, holzigen Bestandteile werden in Biomassekraftwerken verbrannt. Die feinen Anteile werden als Kompost an Landwirte und Gärtner verkauft. Dabei ist es ein großes Problem, wenn Bioabfall in Plastiksäcken eingeworfen wird, denn die feinen Plastikfetzen von den Säcken können nur bedingt entfernt werden. Viele Fetzen landen im Kompost und gelangen so auf Felder und Gärten und bleiben dort für Jahrzehnte.
Elektrogeräte werden unter anderem zur Firma ALBA Electronics Recycling in Lustadt geliefert. Dort werden die Geräte mit viel Handarbeit auseinandergebaut und die Wertstoffe so sortenrein vorsortiert. Zur endgültigen Gewinnung werden diese dann an weitere Firmen wie z.B. Kupferhütten geliefert.
Verpackungen werden in gelben Säcken gesammelt. Die Stadt hatte 1994–95 einmal gelbe Tonnen, doch zu viele BürgerInnen haben darin ihren Hausmüll geworfen, um Kosten zu sparen. Die gelben Säcke werden an der Liebigstraße umgeschlagen und an derzeit 9 Firmen verteilt, die vom Dualen System beauftragt sind und von den Herstellern der Produkte bezahlt werden. Dabei werden die gelben Säcke weit gefahren, z.B. bis nach Neustadt an der Weinstraße. Dort werden sie sortiert. Metalle werden von Kunststoffen getrennt. Sortenreine Kunststoffe können schnell und effektiv herausgefiltert werden. Je nach Kunststoffsorte kann man neue Verpackungen herstellen, indem man bis zu 70 % Recyclingmaterial verwendet. Problematisch sind Kunststoffmischungen. So bestehen klassische Kaffeekapseln aus 2–3 verschiedenen Kunststoffen, die man nicht mehr trennen kann. Man kann solche Kapseln daher nur als Rohölersatz z.B. bei der Zementherstellung verbrennen. Kaffeekapseln sind generell ein Frevel an der Umwelt, denn Kapseln aus Aluminium sind nicht besser, aber Mischkunststoffe stecken auch in vielen anderen Verpackungen. Um die Entwicklung in Richtung sortenreiner Verpackungen zu lenken, gilt ab 2019 ein neues Verpackungsgesetz, das die Recyclebarkeit fördert.
Dass es in und um Freiburg keine Sortieranlage für Verpackungen gibt, erscheint erst einmal schlecht für die Umwelt. Man muss jedoch schauen, wo die Firmen sitzen, die neue Verpackungen herstellen. Sitzen die z.B. im Rhein-Main-Gebiet, ist es kein Nachteil die gelben Säcke in der Pfalz zu sortieren. Doch jeder sortierte Wertstoff muss zu einem anderen Betrieb gebracht werden. Das ist ein so großer logistischer Aufwand, dass fast jeder sechste LKW auf den Autobahnen Müll/Recyclingstoffe transportiert. Auch wenn unsere Recyclingquote in Europa spitze ist, heißt das also nicht, dass es auch besser für die Umwelt ist. Schlussendlich hilft nur Müll zu vermeiden. Und bei den Verpackungen kann jeder von uns noch viel sparen. Von den Flächenländern der EU produziert nur Dänemark mehr Müll als wir; das zeigt das Einsparpotential.