2021 war das Stühlinger Magazin zu Besuch bei der Aidshilfe in Freiburg, zum einem, um über diese wichtige Organisation aufzuklären, und zum anderen um über das Blutspendeverbot vor allem bei homosexuellen Männern zu berichten. Nun hat sich in den letzten Jahren etwas bei den Richtlinien der Blutspende geändert und ein aufmerksamer Leser brachte uns auf die Idee, noch einmal über die Blutspende zu berichten und so machte sich das Stühlinger Magazin auf den Weg zum Blutspendezentrum Freiburg und traf sich mit dem ärztlichen Leiter der Blutspendezentrale Herrn Dr. Markus Umhau für ein Gespräch.
Die neue Blutspendezentrale im Stühlinger in der Breisacher Str. 115b gibt es nun seit ca. 1,5 Jahren, es bedurfte einiger Umbaumaßnahmen für den Publikumsverkehr (zum Beispiel eine neue Lüftungsanlage), um nun eine geeignete Zentrale zu haben, die durch ihre hellen und hohen Räume für eine sehr angenehme Atmosphäre sorgt. Diese Atmosphäre wird unterstützt durch die freundliche Begrüßung von Herrn Umhau, er bietet uns Kaffee an, wir bekommen ihn serviert in einer Tasse des Blutspendezentrums, die wir am Ende des Gesprächs – wie auch die Spender:innen (nach ihrer zweiten Blutspende) – mit nach Hause nehmen dürfen. Auf der Tasse ist die eigene Blutgruppe vermerkt. Das Gespräch wird begleitet aber nicht gestört durch immer wieder piepsende elektrische Geräte der Blutspende und das geschäftige Treiben der Blutabnahmen im Nebenraum.
Herr Umhau selbst ist seit 2000 an der Uniklinik beschäftigt und seit 2005 die ärztliche Leitung der Blutspende und kennt daher schon die früher im Haus Langerhans untergebrachte Blutspende, aus Studienzeiten sogar noch den Vor-Vorgänger-Standort im Torbogen. Als ärztliche Leitung ist er unter anderem für die Aktualisierung der Prozesse, die Weiterverarbeitung des Blutes, Qualitätssicherung, Notfallbetreuung, aber auch für Gespräche mit der Öffentlichkeit und mit Spender*innen und vieles mehr verantwortlich.
Dabei geht es immer – das betont Herr Umhau in dem Gespräch mehrfach – darum, ein sicheres Produkt herzustellen, das den Empfänger*innen hilft und Menschenleben retten kann, ohne dabei potentielle Empfänger*innen in Gefahr zu bringen. Die Sicherheit muss auch bei dem altruistischen Gedanken der Blutspende, anderen Menschen zu helfen, stets gegeben sein. Denn das gespendete Blut wird letztendlich wie eine Medikation gehandhabt, vergleichbar etwa mit Antibiotika oder einer Infusion und jede*r Empfänger*in muss sich darauf verlassen können, dass ihnen dadurch kein Schaden zugefügt wird. Die grundlegenden Regelungen hierfür legt die Bundesärztekammer fest, die nun auch einige Änderungen vorgenommen hat.
(hier finden Sie die neue Richtlinie Hämotherapie 2023 als PDF (bundesaerztekammer.de))
Zum einen dürfen nun auch Menschen über 60 nach voriger Untersuchung spenden, durch die Untersuchung bleibt das Wohlergehen der Spender*innen gesichert. Die zweite große Änderung ist, dass auch die pauschale Ausgrenzung von homosexuellen Männern abgeschafft wurde. Bisher galt, dass Männer, die mit Männern Sex haben, in Deutschland nur Blut spenden durften, wenn sie ein Jahr lang sexuell abstinent gelebt hatten. Durch dieses vorgeschriebene Abstinenzjahr wurden nicht nur viele Klischees bestärkt und wiederbelebt, sondern es wurde auch eine vom Staat anerkannte pauschale Diskriminierung vorgenommen. Aber diese staatliche Diskriminierung von Homosexuellen hat nun ein Ende, denn es wird nur noch darauf geachtet, wie häufig jemand seine Sexualpartner*innen im Laufe eines Jahres wechselt – dabei sind maximal zwei neue*e Partner*in innerhalb von vier Monaten erlaubt, unabhängig von Geschlecht oder Sexualität. Allerdings bestehen weitere Einschränkungen aufgrund der Sexualpraktiken. Die Sicherheit des Produkts bleibt damit gewährleistet und Menschengruppen dürfen nun Blut spenden, die zuvor nicht die Möglichkeit dazu hatten.
Seit Inkrafttreten der neuen Regelungen nimmt Herr Umhau allerdings kaum eine Änderung am Spendenvolumen wahr, zumindest lassen sich Fluktuationen der Spendenzahlen nicht monokausal erklären, dafür scheint der Einfluss der Regeländerungen nicht groß genug zu sein. Immerhin haben die Nachfragen zu diesen Themen abgenommen, leider in den letzten Jahren aber auch die Anzahl der Spender*innen. Ganze 10% weniger Spender*innen sind im Vergleich zu den Vorjahren (noch im Haus Langerhans) zu verzeichnen. Viele Studierende spenden Blut, aber eine Großzahl an jungen Menschen werden trotz vielseitiger Bewerbung und Aktionen nicht erreicht. Viele wissen nicht, ob sie Blut spenden können, darauf hat Herr Umhau eine klare Antwort „Jeder, der in der Lage ist, ohne Probleme in den 3. Stock zu laufen und wieder zurück ohne Kreislaufprobleme zu bekommen, kann Blut spenden“ und das gelte eben auch für Menschen über 60, ohne ausschließende Vorerkrankungen. Zu den ausschließenden Vorerkrankungen gehört nach Richtlinie der Bundesärztekammer etwa Diabetes aufgrund der Verabreichung von Insulin. Diese Regelung stößt bei Herrn Umhau auf kein Verständnis, ebenso die Regel, dass Männer lediglich alle zwei Monate, Frauen alle drei Monate zur Blutspende gehen können, im Grunde sei es eine individuelle Frage, wie schnell sich die Blutwerte wieder erholen, und manche könnten theoretisch auch öfter ohne Probleme Blut spenden. Auch die Wartezeiten zwischen medizinischen Eingriffen und einer erneuter Blutspende sind aus Sicht von Herr Umhau zu lang, so muss man nach einer Operation vier Monate warten, bis man wieder Spenden gehen darf. Dabei wäre es so wichtig, weniger Hürden bei der Blutspende zu haben, um die wichtige und vielerlei genutzte, aber eben auch knappe Ressource sorgenfrei einsetzten zu können. „Man ist aber an die Regularien gebunden“, so Umhau. Über die Vorgaben können sich potentielle Spender*innen unkompliziert auf der Webseite der Blutspende informieren: www.blutspende-uniklinik.de
Das Blutspendezentrum hat eine gut funktionierende Öffentlichkeitsarbeit und hat so seltener Probleme mit Blutmangel als viele andere Einrichtungen, trotzdem gibt es immer wieder Phasen, in denen einfach weniger gespendet wird. Aktuell ist der Blutvorrat in Ordnung, es ist wenig los in der Klinik, aber vor Weihnachten wurde es eng mit dem Vorrat, gerade bei der Blutgruppe Null negativ (0 Rh-). Blutspenden mit der Blutgruppe Null können v.a. in Notfällen, allen Patient*innen verabreicht werden, wenn es schnell gehen muss und die Blutgruppe nicht erst noch ermittelt werden kann, da es mit allen anderen Blutgruppen kompatibel ist. Die Blutgruppe 0 mit negativen Rhesusfaktor hat noch einmal gesonderte Bedeutung, da sie in Notfällen für Mädchen und Frauen im gebärfähigen Alter eingesetzt wird. Bei Schwangerschaften oder Bluttransfusionen kann es durch Blut mit positiven Rhesusfaktor zu schweren Komplikationen kommen, wenn die Empfängerin einen negativen Rhesusfaktor hat. Deshalb ist die Blutspende besonders auf Spender*innen mit der Blutgruppe Null negativ angewiesen.
Eine wirkliche Kontinuität bezüglich der Spenderhochzeiten und Tiefs lässt sich nicht wirklich erfassen. Doch auffällig ist, dass gerade nach den großen Sommerferien Spenden zurückgehen, was sich damit erklären lässt, dass die Studierenden dann in den Urlaub fahren und andere Reiserückkehrer mit Infektionen aus dem Urlaub zurückkommen und aufgrund von Aufenthalten in Ländern mit in Deutschland nicht etablierten Infektionskrankheiten aus Sicherheitsgründen erst einmal nicht spenden dürfen. Die Blutspendezentrale versucht aber immer wieder mit einladenden Aktionen mehr Menschen zur Blutspende zu motivieren, wie im Sommer mit einem leckeren Eis oder zu Fasnet mit einer Berliner-Aktion. So gibt es im Februar jeden Montag, Dienstag und Freitag von 08:30–10:30 Uhr Berliner als Dankeschön für die Blutspende. Es lohnt sich also immer mal wieder auf die Homepage zu schauen, und sich auf dem Laufenden zu halten.
Das gespendete Blut wird in vielerlei Sicht verwendet, das meiste Blut geht ans Uniklinikum (mit seinen zwei Standorten in Freiburg und Bad Krozingen), es werden aber auch die Artemed-Kliniken (St. Josefs-Krankenhaus und Loretto-Krankenhaus) und einige Praxen beliefert. Am Uniklinikum gibt es vor allem Bedarf in der Onkologie, der Kinderklinik, für die operative Medizin, Transplantationen und Unfallchirurgie. Neben Vollblutspenden werden auch Plasmaspenden und Thrombozyten gebraucht, die leider nur eine sehr kurze Haltbarkeit von lediglich vier Tagen haben, aber sehr oft gebraucht werden, wodurch eigentlich viele Spender*innen gebraucht werden.
Die Blutspende an sich funktioniert sehr niederschwellig. Auf der Webseite kann man sich mit den wichtigsten Informationen vertraut machen und prüfen, ob man für die Blutspende in Frage kommt, wobei man hier nicht den Hinweis von Herrn Umhau vergessen sollte: „Jeder, der in der Lage ist ohne Probleme in den 3. Stock zu laufen, kann Blut spenden“. Auf der Homepage kann man sich dann schon einmal den Aufklärungsfilm anschauen und den Fragebogen ausfüllen, diesen kann man aber auch erst vor Ort ausfüllen. Mitzubringen wäre der Personalausweis und der Impfausweis, man soll gesund, nicht mit nüchternem Magen aber ohne akute Infektion kommen, nach einer Corona-Infektion muss man z.B. vier Wochen warten, bis man wieder Blut spenden kann, nach einer Erkältung nur eine Woche. Dann wird man auch schon als Blutspender*in registriert, es folgt eine kurze Untersuchung und in einem vertrauensvollen Aufklärungsgespräch können alle Fragen geklärt werden. Dann kann schon gespendet werden, was im Schnitt lediglich 12 Minuten in Anspruch nimmt. Auch Menschen, die Angst haben, dass ihr Kreislauf zusammenbricht, müssen sich keine Sorge machen, denn auch für diese Fälle ist die Blutspendezentrale bestens vorbereitet und hat Infusionen und Getränke zur Stelle. Darauf darf auch zurückgegriffen werden, während nach der Spende noch eine halbe Stunde vor Ort verweilt wird.
Was gäbe es noch zu tun, auch für die Politik, um die Situation zu verbessern? Auf die Frage antwortet Herr Umhau, dass es gut wäre, wenn Politiker*innen mit gutem Beispiel voran gehen und regelmäßig zur Blutspende kämen, dieses auch öffentlich kundtun und nicht nur darüber sprechen.
Auf Blutspenden sind potentiell alle Menschen angewiesen im Notfall oder bei Erkrankungen. Deshalb bedeutet eine regelmäßige Blutspende die Möglichkeit, regelmäßig Leben zu retten. Wer Blutspenden kann, ist herzlich dazu eingeladen. Für mehr und weitere Informationen können Sie die Homepage der Blutspende besuchen. Auch das Team vor Ort steht für Fragen zur Verfügung.
Text: Franziska Ehmer