Nehmen Sie an der Haushaltsbefragung zum Milieuschutz im Stühlinger teil!

Der Freiburger Gemeinderat hat 3. März die Aufstellung einer Sozialen Erhaltungssatzung für das Gebiet zwi­schen Eschholz‑, Lehener‑, Wentzingerstraße bzw. Bahnlinien und Bundesstraße 31a im Stühlinger beschlos­sen. Mit einer sol­chen Milieuschutzsatzung soll ver­hin­dert wer­den, dass durch Luxusmodernisierungen die ange­stammte Bevölkerung ver­trie­ben wird. Ist eine Milieuschutzsatzung beschlos­sen, müs­sen grö­ßere bau­li­che Veränderungen und die Umwandlung von Wohnungen in Eigentumswohnungen durch Teilungserklärungen vor­her von der Stadt geneh­migt wer­den.
Bevor nun die Milieuschutzsatzung im Kerngebiet des Stühlinger end­gül­tig ver­ab­schie­det wird, führt die Stadt eine Haushaltsbefragung durch, um eine bes­sere Grundlage für die Entscheidung zu haben. Positiv ist, dass für die nächs­ten zwölf Monate  die in einer Milieuschutz vor­ge­se­he­nen Maßnahmen bereits gel­ten.
Der SPD Ortsverein Stühlinger for­dert alle Stühlingerinnen und Stühlinger, die für eine von der Stadt in Auftrag gege­bene Haushaltsbefragung zur Sozialen Erhaltungssatzung aus­ge­sucht wur­den, sich daran betei­li­gen! Abgabetermin ist der 21. März.
Ihre Stühlinger SPD

„Furchtbar, wenn plötzlich aus dem Nichts Bomben auf den Spielplatz fallen“

Stühlinger SPD gedenkt der Toten des deut­schen Fliegerangriffs auf Freiburg vom 10. Mai 1940

Am 10. Mai 1940, am Beginn des Westfeldzuges der deut­schen Armee, flog gegen 16 Uhr ein deut­sches Kampfgeschwader aus drei Flugzeugen über Freiburg. Da sie deut­sche Hoheitsabzeich tru­gen, reagierte die Flugabwehr auf dem Lorettoberg nicht. Als die Flieger da anka­men, wo sich heute die Richard-Fehrenbach-Schule befin­det und Richtung Stühlinger flo­gen, lie­ßen sie plötz­lich Bomen fal­len.  Insgesamt wur­den 69 Bomben abge­wor­fen. Im Stühlinger wur­den ins­ge­samt 53 Häuser getrof­fen. 57 Menschen star­ben, dar­un­ter 22 Kinder. Der grau­samste Bombenabwurf erfolgte auf dem Hildaspielplatz (Ecke Colmarer- und Kreuzstraße). Dort kamen drei­zehn der dort spie­len­den Kinder ums Leben.

  • Philipp Kolb (links), stell­ver­tre­ten­der Vorsitzender der Stühlinger SPD, bei sei­ner Ansprache zum Gedenken an den 10. Mai 1940

Seit 1985 geden­ken die Stühlinger Sozialdemokraten am Gedenkstein auf dem Hildaspielplatz mit einer klei­nen Gedenkfeier dem schreck­li­chen Ereignis. In die­sem Jahr hielt Philipp Kolb, der stell­ver­tre­tende Vorsitzende der Stühlinger SPD, die Ansprache. Neben der Schilderung des Ereignisses erläu­terte er auch, wie die Nazipropaganda den deut­schen Fliegerangriff in einen „fei­gen Lufangriff der Alliertierten“ ummünzte. Sie gaben eine Broschüre mit dem Titel „Freiburgs Mütter kla­gen an“ her­aus, in der die toten Kinder abge­bil­det wur­den und in der wider bes­se­res Wissen den allier­ten Westmächten die Schuld für den Bombenangriff zuge­scho­ben wurde. Wie man sieht: Fake-News gab es schon vor dem Internet und war auch ein Mittel der Nazi-Propaganda.
Nach dem zwei­ten Weltkrieg blieb das Ereignis vom 10. Mai 1940 für die Freiburger Stadtgesellschaft im Dunklen. Daran hätte sicher die Nazipropaganda ihren Anteil, betonte Philipp Kolb. „Aber sicher auch die Tatsache, dass große Teile der Bevölkerung die Zeit der Naziherrschaft bewußt ver­drän­gen woll­ten!“ Es sei das Verdienst des Historikers Anton Hoch, schon Mitte der fünf­zi­ger Jahre Licht in das Dunkel des schreck­li­chen Ereignisses gebracht zu haben. Schließlich hät­ten die Historiker Gerd R. Überschär und Wolfram Wette die Hintergründe in ihrem Buch „Bomben und Legenden“ weit­ge­hend auf­ge­klärt. Sie wie­sen nach, dass tech­ni­sches und mensch­li­ches Versagen die Ursache für die­ses Bombenabwurf der deut­schen Flieger gewe­sen waren. „Nicht aus­zu­den­ken“, so Kolb, „zu wel­chen Katastrophen ein sol­ches Versagen heute füh­ren könnte!“
Während der Ansprache von Philipp Kolb spiel­ten seine bei­den klei­nen Kinder auf dem Hildaspielplatz. Dies nahm er zum Anlass seine Betroffenheit über das damals Geschehene noch deut­li­cher zu machen: „Im  Angesicht mei­ner spie­len­den Kinder wird es mir bei der Erinnerung an das Ereignis vom 10. Mai 1940 schmerz­lich bewußt, wie furcht­bar es ist, wenn plötz­lich aus dem Nichts auf einen Spielplatz mit spie­len­den Bomben fal­len.“
Kolb machte auch deut­lich, wie schwer es für die Freiburger Bürger war, sich die wah­ren Hintergründe des Ereignisses bewußt zu machen. Erst auf Drängen der Stühlinger SPD sei 1985 der Gedenkstein durch den dama­li­gen Oberbürgermeister Rolf Böhme ein­ge­weiht wor­den. Das auf der am Stein ange­brach­ten Gedenktafel der Hinweis steht, dass es ein deut­scher Fliegerangriff war, sei der unnach­gie­bi­gen Haltung der Stühlinger Sozialdemokraten zu ver­dan­ken.
Im Anschluss an die Ansprache leg­ten der Ortsvereinsvorsitzende Uwe Stöhr und sein Stellvertreter Philipp Kolb gemein­sam auf dem Gedenkstein ein Blumengebinde nie­der. Anschließend gedach­ten sie gemein­sam mit den anwe­sen­den Teilnehmern der 57 Toten vom 10. Mai 1940.
Am Ende der Gedenkfeier wurde noch in Kleingruppen über das Ereignis, und was es den Menschen heute bedeu­tet, gespro­chen. Wie jedes Jahr waren auch dies­mal Zeitzeugen anwe­send: Gottfried Beck, 1932 in Freiburg gebo­ren und Inhaber des Bettenhauses Stiegeler, berich­tete, dass er den Fliegerangriff nur durch einen Zufall über­lebt hatte. Sein Elternhaus, das sich über den an den Hildaspielplatz angren­zen­den Bahngleisen befand, wurde durch den Fliegerangriff völ­lig zer­stört. Nur weil er sich in der benach­bar­ten Schule befand, wurde er nicht getö­tet. Käthe Obermaier-Hiß, damals acht Jahre alt und Schülerin der Hebelschule, ver­lor zwei Klassenkameradinnen durch Tod auf dem Spielplatz. Roswitha Wenz, gebo­rene Kick, ist nach dem Angriff gebo­ren. Sie konnte ihre ältere Schwester Irene Kick nie­mals ken­nen­ler­nen, weil sie eben­falls auf dem Spielplatz durch die Bomben ums Leben kam. Ebenfalls auf bei der Gedenkfeier dabei war Gertrud Vetter, die Cousine von Irma Kick. Gottfried Beck, der den Fliegerangriff haut­nah mit­er­lebt hat, machte im Gespräch deut­lich, dass solange er lebe mit­hel­fen wolle, die „nächs­ten und über­nächs­ten Generation davon zu über­zeu­gen, sich dafür zu enga­gie­ren, dass sol­che Ereignisse sich nicht wie­der­ho­len dür­fen!“
Zu den Teilnehmern der Gedenkveranstaltung gehörte auch der Erste Bürgermeister der Stadt Freiburg, Ulrich von Kirchbach. Er bedankte sich bei den Vertretern der Stühlinger SPD, dass der SPD Ortsverein an jedem Jahrestag die Gedenkfeier durch­führt.

Stühlinger SPD diskutiert Koalitionsvertrag

Auf einer außer­or­dent­li­chen Ortsvereinssitzung am letz­ten Donnerstag hat sich die Stühlinger SPD aus­führ­lich mit dem Koalitionsvertrag 2018 der Großen Koalition beschäf­tigt. Zunächst haben auf der gut besuch­ten Veranstaltung meh­rere Genossinnen und Genossen in Impulsreferaten ein­zelne Kapitel des Koalitionsvertrages vor­ge­stellt: Viviane Sigg (Bildung), Gabi Rolland (Europa), Philipp Kolb (Familie), Uwe Stöhr und Pablo Peters (Wohnen), Marko Glaubitz (Arbeit und Rente), Urszula Piechota (Migration) und Steve Wolf (Umwelt) stell­ten die wich­tigs­ten Maßnahmen einer Großen Koalition für die aktu­elle Legislaturperiode des Bundestages vor. Nach jedem Impulsreferat folgte eine kurze Diskussion. Die Präsentation und Diskussion war offen­sicht­lich kurz­wei­lig, denn die Aufmerksamkeit flaute über­haupt nicht ab. Zum Schluss der Veranstaltung tru­gen Befürworter und Gegner sowie Unentschiedene der Großen Koalition ihre Argumente vor. Gegen 23 Uhr wur­den die Diskussionen im Dimitra fort­ge­setzt. Gegen 1:30 Uhr löste sich der „Runde Stammtisch“ auf. Ein offen­sicht­lich leben­di­ger Ortsverein.