Nachdem 2017 der Kanal unter der westlichen Engelbergerstraße von der Fehrenbachallee bis zur Eschholzstraße neu gebaut wurde, sind aktuell die Kanäle unter der Drais- und der Stürtzelstraße an der Reihe. Doch was passiert eigentlich genau bei einem Kanalbau und wie geht es mit den Straßen danach weiter?
Die Wasserkanäle im Stühlinger stammen aus den 30er Jahren und laufen von der Innenstadt Richtung Dreisam und dann bis nach Forchheim zur Kläranlage. Die Gesellschaft bnNETZE betreibt diese Leitungen. bnNETZE ist eine 100 %ige Tochter der Badenova mit ca. 600 Mitarbeitern. Die Leitungen werden von der Stadtentwässerung Freiburg instand gehalten. Im Fall der Engelbergerstraße wurden von der bnNETZE festgestellt, dass der Beton brüchig geworden ist und durch Wurzelwerk geschädigt ist. Die Stadtentwässerung setzte daher diesen Kanal auf ihre Sanierungsliste und musste entscheiden wie dringlich eine Reparatur ist oder ob neu gebaut wird. Da der Kanaldurchmesser für die Abwassermengen bereits jetzt kaum reicht, hat man sich für einen Neubau entschieden, bei dem der Durchmesser erhöht wird.
In der Draisstraße hatte der alte Kanal 350 mm Durchmesser und wird nun mit 400 mm neu gebaut. Die Baurichtung ist immer entgegen der Flussrichtung. Der Neubau geschieht stückweise, da der Kanal immer in Betrieb bleiben muss. Dazu werden 3 Segmente aufgegraben. Ein Segment ist ein bereits neues Stück, das mittlere Segment wird ausgehoben und durch einen temporären Bypass ersetzt (ein Kunststoffrohr). Der Bypass verbindet das erste und dritte, noch alte Segment. Nun kann der Einbau eines neuen Segments vorbereitet werden, denn die Anschlüsse der Grundstücke am Kanal müssen an die neue Lage angepasst werden. Der neue Kanal besteht nicht mehr aus Beton, sondern aus vorgefertigten Keramikrohren. Beim Bau werden die Grundstücksanschlüsse am Kanal mit gewechselt. Dazu muss ein Grundstück nur ca. 30 min vom Wasseranschluss getrennt werden.
Es fällt auf, dass selbst bei der schmalen Draisstraße immer nur direkt über dem Kanal aufgegraben wird. Der Grund ist, dass die Schnittkanten im Asphalt zwangsläufig durch die Baufahrzeuge brechen. Die Straßen werden daher zuerst mit provisorischen Asphalt geschlossen und in einem zweiten Schritt nach dem Kanalbau auf der ganzen Breite neu asphaltiert. Eine Freiburger Besonderheit ist, dass die Stadtentwässerung nur für den Kanal und die Anschlussstücke zuständig ist. Vom Kanal bis zur Grundstücksgrenze sind die Grundstücksbesitzer verantwortlich. Bei der Aufgrabung ist immer ein Kampfmittel-Experte dabei, da der West-Stühlinger im Krieg stark von Bomben getroffen wurde. Er schaut auf die Baggerschaufel und leitet bei einem Munitionsfund Sperrungen in die Wege. Da der Bypass nicht die volle Wassermenge wie der Kanal aufnehmen kann, können die Kanalbauer bei starkem Regen nicht in der Baugrube arbeiten. Diese läuft dann mit Regenwasser voll.
Beim aktuellen Straßenbau wird nur der Mischwasserkanal neu gebaut. Strom- und Telekommunikationsleitungen bleiben unangetastet. Nach dem Bau gehen die Verantwortlichen davon aus, dass die nächsten 20 Jahre an den Straßen nichts mehr gemacht werden muss. Der Bau in der Stürtzelstraße wird nicht, wie auf dem Bauschild angegeben, im März fertig, da aufgrund des Wetters die Draisstraße noch nicht fertig ist. Der westliche Bereich der Engelbergerstraße, die Drais- und die Stürtzelstraße werden dieses Jahr ab vsl. Juni komplett neu asphaltiert. In der Verlängerung der Engelbergerstraße wird über die Fehrenbachallee eine Querungshilfe gebaut. Dies ist ein „Buckel“ mit Zebrastreifen“, der auch für die Einhaltung der Geschwindigkeit der Autos sorgt.
Der Kanal in der östlichen Engelbergerstraße bis zur Wentzingerstraße soll im zweiten Halbjahr gebaut werden. Die fertige Gestaltung findet erst 2019 statt. Ob es den von der SPD geforderten Zebrastreifen in Höhe des Edeka-Marktes geben wird, ist noch nicht entschieden.