Konstruktiver Vorschlag für ein verträgliches Miteinander

Die Kontroverse um den „Spätverkauf“ an der Eschholzstraße im Stühlinger hat einmal mehr gezeigt, dass es an Freiräumen für jüngere Menschen in der Stadt fehlt. Freiburg lebt von seiner Universität und braucht daher auch ein attraktives, urbanes Leben. Die StudentInnen und Angestellten der Universität machen Freiburg erst zu dem, was es als Stadt ist – klein und gemütlich einerseits, aber auch kulturell aktiv und lebendig. Dass sich im Sommer das Leben auch auf der Straße abspielt, ist dabei eine Selbstverständlichkeit.
In einer Stadt gilt es stets aufs Neue, die verschiedenen Interessen unter einen Hut zu bringen. Unser Ansatz ist daher, nichts anzuprangern, sondern nach Lösungen zu suchen, die möglichst vielen gerecht werden.
Fakt ist, dass in den letzten Jahren einige Klubs und Gaststätten mit Außenbereichen schließen mussten. Die Gründe dafür waren im Einzelfall unterschiedlich, der Effekt ist aber derselbe, dass es in Summe nicht mehr genügend Freiräume für urbanes Leben gibt. Natürlich ist dies kein Grund, nicht mehr aufeinander Rücksicht zu nehmen. In Wohngebieten muss es nachts so ruhig sein, dass man ausgeruht zur Arbeit gehen kann. Es gibt auch keinen Grund an Hauseingänge zu urinieren oder seinen Müll auf der Straße zu hinterlassen. Insofern sollten wir uns alle immer den ersten Paragraphen der Straßenverkehrs-Ordnung vor Augen halten und es auf das Stadtleben übertragen:
(1) Die Teilnahme am Stadtleben erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht.
(2) Wer am Stadtleben teilnimmt hat sich so zu verhalten, dass kein Anderer geschädigt, gefährdet oder mehr, als nach den Umständen unvermeidbar, behindert oder belästigt wird.
Wie kann man nun das Straßenleben im Sommer mit dem Ruhebedürfnis und der Sauberkeit in Einklang bringen? Wir schlagen dazu vor, den Eschholzpark zu „urbanisieren“. Dieser Park ist so gelegen, dass er (noch) keine direkten AnwohnerInnen hat. Er ist groß genug, viele Menschen aufzunehmen und ist gut erreichbar. Was fehlt, ist eine Infrastruktur. Die Stadt könnte für die Sommermonate einen oder mehrere Stände/Hütten ausschreiben, in denen bis abends Alkohol verkauft werden darf. Man könnte einen Sanitärcontainer aufstellen, der sich, falls notwendig, vom Technischen Rathaus aus mit Strom und Wasser versorgen ließe. Wir haben daher ganz konkret den nördlichen Bereich, angrenzend an die Straßenbahnhaltestelle des Technischen Rathauses im Auge.
Unsere Idee hätte folgende Vorteile:
- man kann so im Sommer draußen sitzen, ohne AnwohnerInnen durch Lärm von Gesprächen zu belästigen.
- wo getrunken wird, muss auch ausgetreten werden. Sanitärcontainer haben sich auf Festivals bewährt, wären daher eine praktikable Lösung.
- durch die Haltestelle ist der Bereich gut erreichbar, so dass man sicher nach Hause kommt, wenn man zu viel getrunken hat.
- der Platz bekommt urbanes Leben. Läuft man derzeit über den Platz, denkt man nicht, dass man eigentlich mitten in einer Großstadt ist.
- Durch die Ausschreibung eines temporären Verkaufs im Sommer können sich verschiedene Vereine oder Firmen mit unterschiedlichen Konzepten darauf bewerben und müssen dazu auch ein Konzept entwickeln, mit dem alles im Rahmen bleibt.
- durch die Nähe zum Technischen Rathaus sollten sich die notwendigen Medienanschlüsse kostengünstig bis auf den Platz verlegen lassen.
Wir sehen in der Idee eine machbare Lösung, die vielen Einwohnern gerecht werden kann und möchten sie mit den verschiedenen Fraktionen im Gemeinderat diskutieren. Nur Kritik am aktuellen Zustand zu üben, bringt das Miteinander nicht voran. Wir brauchen konkrete Ideen und fordern alle anderen politischen Akteure auf, zusammen eine Lösung zu entwickeln. Unsere Idee muss nicht die endgültige Lösung sein, wir sehen sie als Anfang eine zu entwickeln.