Stellungnahme der IG Metzgergrün

Zu unse­rer Aus­ga­be im Okto­ber 2019 mit dem Titel ‚Metz­ger­grün – ein Stüh­lin­ger Quar­tier ver­än­dert sich‘ erreich­te uns fol­gen­de Stel­lung­nah­me der „Inter­es­sen­ge­mein­schaft Metz­ger­grün“, die die Neu­bau- und Abriss­plä­ne der Frei­bur­ger Stadt­bau GmbH ablehnt.

Zuschrif­ten an die Redak­ti­on müs­sen nicht die Mei­nung des Her­aus­ge­bers dar­stel­len.


„Metz­ger­grün – Ein Stüh­lin­ger Wohn­quar­tier ver­än­dert sich“, war der Titel des Stüh­lin­ger SPD – Maga­zins im Novem­ber 2019.
Das Metz­ger­grün wird ver­än­dert, trifft es aus unse­rer Per­spek­ti­ve viel eher.

„Die Sache ist gelau­fen“, wird uns Bewoh­ne­rIn­nen schon seit Jah­ren erzählt. Der Erhalt ist doch nun wirk­lich end­gül­tig vom Tisch, der Abriss schon seit lan­gem geplant und beschlos­sen. Nur wir sind lei­der zu dumm, um es end­lich zu kapie­ren und uns damit abzu­fin­den. Wir soll­ten froh sein, dass wir über­haupt noch da sind, bekom­men wir zu hören und dass wer will doch blei­ben kön­ne. So ein­fach kann es sein, ist es aber nicht!

Wenn die Mie­te­rIn­nen des Metz­ger­grüns über die Jah­re befragt wur­den, haben sich die meis­ten klar für Erhalt und Instand­hal­tung aus­ge­spro­chen und auch die not­wen­di­gen Ver­än­de­run­gen gefor­dert. Im Zeit­raum von 2012 bis 2016 wur­den drei Nach­bar­schafts­um­fra­gen von der Bewoh­ner­initia­ti­ve erho­ben, eine Bache­lor-Arbeit befasst sich mit dem Enga­ge­ment der Bewoh­ne­rIn­nen für ihr Vier­tel. Wir wur­den gefilmt und vom Radio inter­viewt. Eine Viel­zahl von Bege­hun­gen, Tref­fen und Infor­ma­ti­ons­ver­an­stal­tun­gen fan­den statt.

Eine ent­schei­den­de Grö­ße fehl­te jedoch sowohl der Basis wie dem gro­ßen Gan­zen: Die Dis­kus­si­on und die Aus­ein­an­der­set­zung mit ver­schie­de­nen Mög­lich­kei­ten. „Sozia­le Stadt“- För­de­rung, Erhal­tungs­sat­zung, Milieu­schutz- dies alles wur­de aus­ge­klam­mert und mit uns nicht bespro­chen.
Es war ein­fach kein The­ma, obwohl die Auf­sichts­rä­tIn­nen der Frei­bur­ger Stadt­bau GmbH durch­aus ver­schie­de­ne Ver­än­de­rungs­op­tio­nen fürs Metz­ger­grün dis­ku­tier­ten.

Wie ist es mög­lich, fra­gen wir uns, daß die­se Infor­ma­tio­nen nicht zu uns ins Vier­tel zurück­flos­sen? Wenn sich Quar­tiers­rat und Bür­ger­ver­ein so aktiv und initia­tiv im Pro­zess zeig­ten, wie die Stadt­pla­nung behaup­tet, wie genau wur­den die Bewoh­ne­rIn­nen denn betei­ligt und ihre Lebens­rea­li­tä­ten berück­sich­tigt?
Unser Wider­stand trifft auf Unver­ständ­nis – doch war­um wir pro­tes­tie­ren wer­den wir nicht gefragt!

„Dorn­rös­chen­schlaf vor­bei“, ver­kün­de­te die Pres­se den Sie­ger­ent­wurf im Jahr 2017. In die­sem wur­de uns dann auch ganz klar unser Platz zuge­wie­sen: Eine Viel­zahl der Sozi­al­woh­nun­gen wird im Lärm­schutz­rie­gel ent­lang der Bahn­li­nie ange­sie­delt. Auch bedeu­tet die „bes­se­re Durch­mi­schung“ der neu­en Nach­bar­schaf­ten eine Tren­nung: Sozi­al­ge­för­der­te Woh­nun­gen, frei­fi­nan­zier­te Miet­woh­nun­gen und Eigen­tums­woh­nun­gen wer­den in unter­schied­li­chen Gebäu­den sepa­riert. Und die Zahl an bezahl­ba­ren Woh­nun­gen wird nicht son­der­lich erhöht. Das alles scheint für die städ­ti­sche Pla­nung wohl ganz nor­mal zu sein und das gilt dann als zeit­ge­mäß! Vom Ver­lust der gesam­ten Haus­gär­ten und 90 Bäu­me des jet­zi­gen Vier­tels mal ganz zu schwei­gen…

Die letz­te Infor­ma­ti­ons­ver­an­stal­tung der Frei­bur­ger Stadt­bau für die Mie­te­rIn­nen des Metz­ger­grüns prä­sen­tier­te exem­pla­risch eine 2 Zim­mer – Sozi­al­woh­nung von 45qm, abzüg­lich der 4qm-Bal­kon­flä­che. Dar­in eine Küche mit 5 Türen und Zugang zur Toi­let­te. Im Hof eine Gar­ten­flä­che von 320qm für schät­zungs­wei­se 50 Miet­par­tei­en…
Ja, wir kön­nen blei­ben, wenn wir das akzep­tie­ren, was uns ange­bo­ten wird. Die Kräf­te sind ungleich ver­teilt, das ken­nen wir nicht anders.

Um unse­re Situa­ti­on als Mie­te­rIn­nen am aktu­el­len Gesche­hen zu ver­deut­li­chen: Auf den Sie­ger­ent­wurf 2017 folg­ten prompt Miet­erhö­hun­gen. Die Betriebs­kos­ten wur­den uns dann sowohl 2018 als auch 2019 erhöht – trotz des vom Gemein­de­rat ver­ord­ne­ten Miet­erhö­hungs­stopp für die FSB!
Bes­ser spät als nie wol­len wir auf die­se Miss­stän­de und unse­re Wür­de auf­merk­sam machen. „Alle Men­schen sind gleich“, doch wer mehr hat ist wohl glei­cher…
Und da wird ernst­haft von uns erwar­tet und gefor­dert, dass wir den Abriss unse­res Wohn­vier­tels tat­kräf­tig unter­stüt­zen?

Anett Zel­ler und Sophia Gräss­lin für die Inter­es­sen­ge­mein­schaft Metz­ger­grün, Dezem­ber 2019

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