Perspektivplan ohne Perspektive: Verlängerung der Linie 1 auf unbestimmte Zeit verschoben

Aus dem Freiburger Osten berichtet Jens Papencordt:

Große Enttäuschung löst der jüngst vorgelegte Perspektivplan 2022–2026 der Stadtwerke Freiburg beim SPD-Ortsverein Freiburg Ost aus. Dieser sieht u.a. einen Investitionsstopp beim Aus- und Neubau des Straßenbahnnetzes vor. Somit rückt die lange versprochene Verlängerung der Straßenbahnlinie 1 in weite Ferne.

Zur Erinnerung: Bereits zu Beginn der 90er Jahre wurde der Abschnitt Laßbergstraße – Bahnhof Littenweiler als „vordringlicher Bedarf“, der Abschnitt Bahnhof Littenweiler – Bahnübergang Kappler Straße als „weiterer Bedarf“ eingestuft. In den folgenden Jahrzehnten (!) wurde der Bedarf wiederholt bestätigt, die Umsetzung Mal für Mal zugunsten anderer Vorhaben verschoben. Gleichzeitig wuchs auch im Freiburger Osten die Bevölkerungszahl, während Parkplätze mit Umsteigemöglichkeiten auf den ÖPNV wegfielen. Ein gutes Beispiel hierfür ist das Gelände des alten Messplatzes.  Durch die Bebauung mit ZO und Wohnungen fielen hier eine Menge billiger P&R-Parkplatze weg. Hierfür sollte, nach erfolgter Straßenbahnverlängerung, Ersatz am Kappler Knoten geschaffen werden.

Ein weiteres Ärgernis in diesem Zusammenhang ist, dass mit dem beabsichtigten Wegfall der Stadtbahnverlängerung nun auch zwei zusätzliche Querungsmöglichkeiten über die Höllentalbahn bei der Römerstraße und beim Hagmättle in weite Ferne gerückt sind.

Der nun vorliegende Perspektivplan führt dazu, dass eine Park + Ride-Möglichkeit im Freiburger Osten sowie eine bessere Anbindung von Kappel und Ebnet als auch der geplanten Neubaugebiete (Neuhäuser, Dreisam-Ost) an den ÖPNV ausbleibt. Dies wird, gerade vor dem Hintergrund des absehbaren Wegfallens weiterer kostengünstiger Parkplätze (Neugestaltung des Bahnhofsgeländes Littenweiler), dazu führen, dass insbesondere die Straßen im Umfeld der Straßenbahnendhaltestelle Lassbergstraße als auch des Bahnhofs Littenweiler noch stärker als bisher Park + Ride-Ersatzparkplatz genutzt werden. Auch die dringend erforderliche Schaffung zusätzlicher Fahrradabstellplätze,  und somit die Möglichkeit des problemfreien Umstiegs vom Rad auf den ÖPNV, erscheint an den bisherigen Haltestellen räumlich kaum möglich.

Aus Sicht des SPD-Ortsvereins verabschiedet sich die Stadt Freiburg mit dem Perspektivplan 2022–2026 der Stadtwerke von einer Politik der Stärkung des ÖPNV. Dies gilt umso mehr, als der Perspektivplan nicht erkennen lässt, wie eine Wende bei der Ergebnisentwicklung der VAG gelingen soll. Vielmehr prognostiziert dieser auch für die kommende Jahre weiterhin hohe Defizite der Freiburger Verkehrs AG, für das Jahr 2026 bspw. knapp 17 Mio. Euro. Vor diesem Hintergrund fehlt dem „Perspektivplan“ aus unserer Sicht etwas ganz entscheidendes: eine Perspektive. Aufgabe der Stadt ist es, diese zu schaffen und das lang gemachte Versprechen die (profitable) Linie 1 weiter zu stärken endlich einzulösen.