Europa Aktuell 12–2017

von der Euro­pa­ab­ge­ord­ne­ten Eve­ly­ne Geb­hardt

Ihr Votum bei der Bun­des­tags­wahl ist ein­deu­tig. Kein „Wei­ter so“. Kei­ne Fort­set­zung der Gro­ßen Koali­ti­on. Und doch wird Druck gemacht. Für wei­te­re vier Jah­re Gro­ße Koali­ti­on. Angeb­lich weil eine Fort­füh­rung alter­na­tiv­los wäre. Gera­de im Hin­blick auf ein sta­bi­les Euro­pa.
Dabei zeigt eben jenes Euro­pa Alter­na­ti­ven auf. In Por­tu­gal, Schwe­den oder Nor­we­gen etwa haben die Regie­rungs­frak­tio­nen kei­ne eige­ne Mehr­heit. Und jen­seits der strik­ten Fes­seln von Regie­rung und Oppo­si­ti­on zeigt vor allem das Euro­päi­sche Par­la­ment, wie erfor­der­li­che Mehr­hei­ten erar­bei­tet wer­den kön­nen.
Ich bestrei­te nicht, dass dies ein müh­sa­mer Weg ist. Ein Weg, der viel Über­zeu­gungs­ar­beit erfor­dert und über vie­le Debat­ten geeb­net wer­den muss. Doch ist die­ser Weg auch eine Chan­ce. Es ist die Chan­ce zur Stär­kung der par­la­men­ta­ri­schen Demo­kra­tie. Zur Stär­kung des Bun­des­ta­ges. Es ist die Chan­ce der Poli­tik­ver­dros­sen­heit in unse­rem Land ent­ge­gen­zu­wir­ken. Es ist die Chan­ce für die Par­tei­en ihr eige­nes Pro­fil zu schär­fen. Es ist die Chan­ce für mehr Trans­pa­renz in der Poli­tik. Und es ist die Chan­ce für die Wie­der­ein­füh­rung einer Debat­ten­kul­tur, die nicht auf die Text­län­ge von Twit­ter beschränkt ist.
Und es ist vor allem die Chan­ce für Euro­pa. Es ist die Chan­ce offen über die Euro­päi­sche Uni­on zu debat­tie­ren. Über das, was gut ist, genau­so, wie über das, was es zu ver­bes­sern gilt. Weil Euro­pa mehr ist, als die Abstim­mung über Ret­tungs­schir­me. Weil es nicht allein auf die Auf­nah­me von Flücht­lin­gen redu­ziert wer­den darf. Weil Euro­pa viel mehr in den Fokus des Bun­des­ta­ges gehört.

Weil Euro­pa uns alle angeht und längst ein wich­ti­ger Bestand­teil der Bun­des­po­li­tik ist.

Den voll­stän­di­gen Bericht mit Bil­dern und Video­links gibt es hier als PDF.